Am 12. und 13. Mai 2018 fanden die langersehnten Konzerte des Jugendorchesters Freiburg/Tübingen in den Neuapostolischen Kirchen in Offenburg und Freudenstadt statt. Nach einem gelungenen Konzert am 12. Mai in Offenburg trafen sich die jungen Spielerinnen und Spieler voller Vorfreude am Sonntag bereits um 14 Uhr in Freudenstadt zur Anspielprobe, bevor die zahlreichen, erwartungsvollen Besucher eintrafen.
Und dann ging es mit einem Gewitter, inszeniert allein mit Händen und Füßen des Orchesters, unterstützt mit lautem Donner der Pauken, das in leisem Nieselregen auch schon bald wieder endete. Passend dazu ertönte anschließen die Polka „Unter Donner und Blitz“ von Johann Strauß, unter Leitung von Carsten Belz, mit dem die 55 Musikerinnen und Musiker schon zu Beginn ihr vielseitiges Können demonstrierten.
Sehr gefühlvoll ging es mit „This rock is Jesus“ von Clyde Davids weiter, in dem ausdrucksvoll zu Gehör kam, wie viel Sicherheit wir im Leben erfahren, wenn Jesus unser Anker, unser Fels ist.
Danach wurden die Besucher aufgefordert, sich den Roko-Adel in einem barocken Saal mit seinen typischen, bunten Fresken vorzustellen, in die das Harfenkonzert von Dittersdorf perfekt passen würde. Die junge Solistin Jaqueline Engeser, begleitet von den Streichern, verbreitete im 2. Satz mit ihren zarten Harfenklängen Gänsehautfeeling, gefolgt vom schwungvollen 3. Satz, mit dem sie mit ihrer Virtuosität die Herzen des Publikums gewann.
Moritz Wahl überzeugte nicht nur als Dirigent, sondern auch als Komponist der JOWO-Sinfonie in d-Moll, mit der er bereits August 2011 begann und das Werk mit dem dritten Satz einen Tag vor der Orchesterfreizeit 2018 vollendete. Einsam begann die Klarinette im ersten Satz, gefolgt vom schnellen, lauten Scherzo, angereichert von anmutigem Streichertrio, das dem dominierenden Thema der Blechbläser den Vortritt gab. Im dritten Satz konnte der aufmerksame Zuhörer vier Choralbearbeitungen erkennen, die von den Jugendlichen sehr gefühlvoll und mit großem Können vorgetragen wurden. Die Ideen zu diesem Satz entstanden auf einer Reise nach in Israel, auf den Spuren Jesu.
Anstatt einer Pause, die in Freudenstadt aus Platzgründen ausfallen musste, bildeten die Spielerinnen und Spieler einen großen Chor und sangen „Arise, shine“. Sie erfüllten die Kirche mit strahlendem Gesang, begleitet von gefühlvollen Klavierklängen und bereicherten damit das umfangreiche Orchesterprogramm.
Mit interessanten Infos und viel Humor führten Henrik Lemke und Benjamin Hueber durch das Programm. Sie erklärten dem aufmerksamen Publikum, wie die Filmmusik zu „Indiana Jones“ zu dem Choral „Zu dem Berg der Seligkeiten“ thematisch und musikalisch passt. Damit konnten man Indiana Jones gedanklich nach Südamerika folgen und ihn bei seinem Kampf um den sagenumwobenen Kristallschädel begleiten.
Weiter ging es mit der Musik zum Film „Bambi II“, der erst 64 Jahre nach Bambi I veröffentlich wurde und die Jugendjahre Bambis erzählt. Das Medley „Love is a song“ von Bruce Broughten ließ die Bilder des Filmes lebendig werden. Viel Ryhtmus und auch Gefühl war notwendig um Bambi einmal durch die Wälder tanzen zu lassen und zum anderen die Gefühle der Geschichte zu transportieren.
Mit „Lord of the Dance“, einer Nacherzählung einer alten, irischen Legende vom Kampf zwischen Gut und Böse, waren vor allem die Streicher gefordert und meisterten ihren Part bravourös. Eindrucksvoll erklangen viele Facetten irischer Klänge, von Salsa bis Jazz.
Mit einem Medley aus den weltberühmten Stücken „What a wonderful world“, „When the Saints go marching in“, „St. Louis Blues“ und „Hello Dolly“, arrangiert von Ted Ricketts, konnten die Solisten Alexander Gamm (Trompete), Moritz Wahl (Posaune) und Matthias Vogt (Klarinette) ihre hervorragenden musikalischen Fähigkeiten und Jazz-Qualitäten unter Beweis stellen – ein Tribut an Louis Armstrong.
Ein Gospel „He's got the whole world in his hand“ bildete einen hervorragenden Abschluss der Konzerte, die mit viel Beifall und Standing Ovation belohnt wurden.
Nachdem bekannt wurde, dass die Dirigenten Carsten Belz und Moritz Wahl ihre Tätigkeit als Dirigenten beenden würden, organisierte das Orchester für die beiden eine besondere Überraschung: Anstatt einer Zugabe erfolgte ein bewegender Bilderrückblick auf viele, gemeinsame Stunden, während das Orchester „Time to say goodbye“ unter Leitung von Beat Lemke spielte. Passend dazu wurde den Dirigenten und der Orchesterbetreuerin Melanie Belz einen wohlverdienten Oscar verliehen und als Dank ein Erinnerungsfoto überreicht. Der Applaus wollte nicht enden, deshalb griff Carsten Belz zum Abschluss noch einmal zum Dirigentenstab und beendete das großartige Konzert mit der Polka von Johann Strauß, mit der es begann.
(Text: Friedlinde Engeser)