Pressemitteilung des „Schwarzwälder Boten“, erschienen am 28.11.2029.
Den 90. Geburtstag ihres Kirchengebäudes feierte die neuapostolische Kirchengemeinde Freudenstadt. Gebaut wurde sie einst mit Mitteln der Gemeindemitglieder.
Freudenstadt. Die Freudenstädter Kirchengemeinde gedachte in einem besonderen Gottesdienst ihrer Anfänge. Ein Ensemble trug den Psalm 122 vor: "Ich freue mich über die, so mir sagten: Lasset uns ins Haus des Herrn gehen!" Diese Bibelstelle diente Apostel Gutbrod, der 1929 den Einweihungsgottesdienst leitete, als Grundlage.
Frank Mast, seit 2013 Vorsteher der neuapostolischen Gemeinde Freudenstadt, zitierte einige Zeilen aus der Predigt, die Apostel Gutbrod 1929 hielt. Er weihte die Kirche auf den Namen "Gnadenstätte, worinnen die Gnadebedürftigen und Gnadesuchenden einen Hort des Heils, Friede und Gnade für ihre Seele empfangen."
Wie die neuapostolische Kirche berichtet, hatte die noch junge Gemeinde seinerzeit einen schwierigen Start in Zeiten der nahenden Weltwirtschaftskrise, in der viele ihre Arbeit und damit ihre Grundlage zum Leben verloren hatten. Die Predigt zum Jubiläum hielt Frank Mast auf Grundlage von Philipper 2, Verse 3 und 4: "Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auf das, was dem anderen dient." Bereits 1910 wurden die ersten Gottesdienste in einem Privathaus in der Hofstraße gefeiert. Nachdem die 1921 bezogene Versammlungsstätte im Gasthaus Traube am unteren Marktplatz aus allen Nähten platze, war der Wunsch der 300 Gemeindemitglieder immer größer geworden, ein eigenes Kirchengebäude zu errichten.
Selbst die Orgel wird aus Spenden finanziert
Da in diesen Tagen die finanziellen Mittel der Kirche sehr begrenzt waren, begannen die Glaubensgeschwister selbst Geld zu sammeln. Schon bald war der entsprechende Betrag für einen Bauplatz vorhanden. Nachdem dieser in der Schwanenstraße gefunden war, konnte im Jahr 1928 mit dem Bau der Kirche begonnen werden. Die Gemeindemitglieder stellten ihre Ersparnisse hierfür der Kirche als Darlehen zur Verfügung und hatten so ihren Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus realisiert. Selbst die Orgel wurde aus Spenden der Gemeindemitglieder finanziert.
Heute zählt die neuapostolische Gemeinde Freudenstadt 445 Mitglieder, die neben dem Gemeindevorsteher von weiteren 23 ehrenamtlichen Seelsorgern betreut werden. Nach einer grundlegenden Sanierung in den 90er-Jahren bietet das Kirchengebäude heute Platz für bis zu 700 Besucher. In weiteren Räumen finden Unterrichte für die Kinder statt, treffen sich Jugendliche und Senioren zum Gedankenaustausch oder zum Kaffeekränzchen.